Geschichte

 

Hier ein bisschen Geschichte, im breitesten Sinne des Wortes. Sie können dabei helfen diese Seite zu gestalten, zum Beispiel indem Sie den Ursprung der Möbelmalerei erklären oder einige Geschichten oder Anekdoten über bemalte Möbel oder Gegenstände erzählen.

Die “fustier”-Maler

 

Der “fustier”-Maler ("füstjäh" ausgesprochen): In den Wörterbüchern wird dieser Begriff nicht erklärt. Es ist ein alter Ausdruck der vom Wort “fustet” stammt (wird in manchen Büchern erwähnt) und dass "arbuste" (Bäumchen) heisst. In der Vergangenheit wurde bei der Geburt eines Kindes ein Baum gepflanzt, ein “fustet”. Zur Hochzeit des Kindes wurde der Baum gefällt um daraus den Hochzeitsschrank herzustellen. Auch die Wurzeln dieses Baumes wurden benutzt, um das Holz zu bemalen. Der Künstler, der diesen Schrank bemalte, wurde ein “fustier” genannt.

 

Mit Blumen bemalte Möbel

Auszug aus dem Buch "Meubles Fleuris."

Referenz: GUIGUE J., GUIGUE R., DENIAU F.,

Meubles fleuris, Dessain und Tolra, September 1995, St. 8-10,

Atelier Guigue, 37 bld Beaumarchais, 75003 Paris

In dem Elsass-Museum in Strassburg kann man ein schönes Bild von Brion sehen, welches einen lustigen Hochzeits-Festzug in einem Dorf zeigt. Die Szene zeigt eine hübsche Braut und ihre Verwandte die ihre Eltern und Freunde begrüssen, welche sie an der Schwelle ihres neuen Heimes erwarten.

Die Musiker marschieren, gefolgt von den Dorfbewohnern und einem Blumenbeschmückten Wagen auf dem sich der schöne, hübsch bemalte Schrank befindet, in dem die Wäsche sauber gestapelt und mit mehrfarbigen Bändern gebunden wird. Dort befinden sich ebenfalls Gebrauchsgegenstände, geschenkt von Freunden und Nachbarn, Wäscheklopfer, Mangel, Spinnrocken, hölzerne Dosen, alles mit zarten Motiven verziert oder graviert und mit bunten Farben bemalt.

Aber der wichtigste Teil dieser Aussteuer, der alle Blicke auf sich zieht, ist der bemalte Hochzeitsschrank, den die Eltern traditionell der Verlobten zur Aussteuer geschenkt haben.

An diesen Schrank haben sie seit der Geburt ihrer Tochter gedacht. So wie der Brauch es will, haben sie den schönsten Nadelbaum gesucht, ihn fällen und zu Brettern zersägen lassen. Diese Bretter wurden bis zur Verlobung zum trocknen gelagert. Ist der grosse Tag gekommen, wird ein spezialisierter Handwerker mit der Herstellung des Möbelstücks beauftragt. Die Braut wird es ihr Leben lang mit Stolz benutzen. Je nach sozialer Stellung, wird entweder ein Möbelmacher oder ein Schreiner die Arbeit erledigen. Dieser ist ebenfalls Maler und wird seiner Kundin die traditionellen gemalten Motive vorführen, die er von seinem Meister während der Ausbildung überliefert bekommen hat. Aber auch Verzierungen, die der Inspiration des Künstlers und der zur Zeit bevorzugten Handwerksmeistern entsprungen sind. Diese werden dann entsprechend seiner Imagination und der Wünsche seiner Klientin angebracht.Sie wird einen Lebensbaum wählen dürfen oder Blumensträusse bestückt mit Tulpen, Rosen, Nelken oder Granatäpfel. Dazu kann sich noch Obst gesellen (oft Trauben wenn sie in einem Weingebiet lebt). All das wird aufgemalt in eine Harmonie von Farben, abhängig von der Mode oder der Region. Man bemerke dass Feldpflanzen wie Klatschmohn, Butterblumen, Aeren wenig benutzt wurden.

Manchmal kam gerade ein Wanderkünstler vorbei: ihm wurde dann die Arbeit anvertraut. Sein Werk zeigte sich weniger traditionell als das eines örtlichen Malers, denn es wurde bereichert durch fremde, mehr originelle inspirationen. Ausser seinen Lohn, genoss dieser Maler Unterkunft und Verpflegung bis zum Ende seiner Arbeit.

Auf der Stirnwand oder manchmal auf den Panelen trug der Schrank Einschriften in schönen gothischen Buchstaben mit dem Namen der Braut, manchmal allein, manchmal begleitet vom Namen ihres Bräutigams, als auch das Datum ihrer Hochzeit. Allerdings geschah es selten, dass der Künstler sein Werk signierte. Es gab auch ärmere Mädchen die aus Sparsamkeit selber die Dekorationen malten, mit mehr oder weniger Erfolg. Auf jeden Fall, den Traditionen entsprechend erhielt jede von ihnen zur Hochzeit einen mit Blumen bemalten Schrank, mehr oder weniger üppig je nach Geschmack und Mitteln.

Ausser der Sorge um Esthetik, dem Wunsch sich vom Mobiliar der Kirche und des Adels inspirieren zu lassen, haben mehrere andere Gründe die Landleute dazu gebracht Hölzer und Möbel zu bemalen. Sie mussten sich auf eine nützliche Art beschäftigen während der langen Wintertage, als die Feldarbeit nicht möglich war. Diejenigen Bauern die künstlerische Neigungen empfanden, versuchten die Arbeit des örtlichen Dorfmalers nach zu ahmen.

Nadelhölzer erwiesen sich als perfekte Träger für Malereien und Dekorationen. Dank ihrer glatten porenfreien Oberfläche und feinen Körnung konnten die Details der Motive mit grösster Feinheit gezeichnet werden. Die Abwesenheit von Gerbstoffen ermöglichte die Frische der Farbtöne zu erhalten. Eine Grundierung war überflüssig, was die Arbeit wesentlich erleichterte.

Um Perfektion zu erreichen, zogen es die Maler des XVII-ten, XVIII-ten und XIX-ten Jahrhunderts vor den Träger trotzdem in feinster Weise zu grundieren, indem mehrere Schichten Leimhaltiger Grundfarbe aufgetragen und geschmirgelt wurden. Sie schufen auf diese Weise äusserst subtile Dekorationen. Vom XVII-ten Jh. an, wo das Malen mit freier Hand die Inspiration ebenfalls erleichterte, entstanden regelrechte Gemälde auf den Panelen der Möbel: ländliche und jahreszeitlich bedingte Themen aber auch religiöse und biblische Themen (Porträts der Jungfrau, des Christus, Szenen aus dem Leben der Heiligen).

Diese Gemälde waren im Rocaille-Stil mit Arabesken und spitzfindigen Motiven umrahmt, was aus ihnen echte Meisterwerke machte.

Das XVIII-te Jh. bringt die Blüte der mehrfarbigen Kunst. Wenn auch der Künstler immer noch beeinflusst ist von seinen Vorgängern, befreit er sich von Stylisierung und Symbolik. Das Modell erscheint, die Farben sind Abwechslungsreich, schillernd, raffiniert, die Linien sind elegant, geschmeidig und graziös, die Darstellung der Blumensträusse ist mehr ausgefeilt. Man vergisst die dekorativen Prinzipien der vergangenen Jahrhunderte, die Inspiration erlangt immer mehr Freiheit. Die polychrome Dekoration wird eine bürgerliche und adlige Kunst.

Am französischen Hof holt man italienische Künstler, Mme de Pompadour erwirbt bemalte Möbel aus Italien. Es ist die Zeit des Rococos mit ihren Bärenklaublättern, ihren Muschelschalen, ihren Bändern und Knoten die Sträusse und Girlanden umschlingen. Es ist eine Dekoration mit grösster Feinheit. Der Napoléon III - Stil behält die Qualitäten des XVIII-ten Jahhunderts, er zeichnet sich aber besonders aus durch die Dekoration von kleinen Möbeln und Gegenständen. Auf einem sehr gepflegten schwarzen Untergrund blühen opulente Sträusse in Farben mit einer entzückenden Frische um meisterlich gemalt. Aber es ist das Todeslied des bemalten Möbels. Am Ende des XIX-ten und Anfang des XX-ten Jahrhunderts verschwindet es vollkommen. Im industriellen Zeitalter erscheinen die Serienmöbel. Die Sorge um Persönlichkeit, Phantasie, Originalität, Alles was den Charm des Polychromen Möbels ausmachte, verschwindet. Es kann nur noch auf ein Wiederaufleben gehofft werden. Das heutige Interesse für bemalte Möbel lässt erahnen, dass die Zeit gekommen ist in dem sich der Sinn für die subtilen Dekors der Vergangenheit auf eine neue Art durchsetzen wird.


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